Was heißt es eigentlich, in der 10. Klasse zu sein? Fast 10 Jahre Schule liegen hinter einem, 10 Jahre, die von neuen Erfahrungen und zu treffenden Entscheidungen geprägt waren. Sicherlich hat man so einiges gelernt, Fehler gemacht und daraus seine Schlüsse gezogen. Dennoch heißt das nicht, dass das Entscheiden leichter geworden ist, im Gegenteil, oftmals sind mit dem Älterwerden auch die Auswirkungen einer Entscheidung größer geworden.

Die Schüler und Schülerinnen der 10. Klasse mussten gerade ihre Profile für die Oberstufe wählen, eine Wahl, die vielen nicht leicht gefallen ist. Verständlich, wenn man bedenkt, dass sie die nächsten zwei Jahre unseres Lebens und somit auch unseren Schulabschluss, welcher ja durchaus eine Rolle für den zukünftigen Werdegang eines jeden spielen kann, deutlich beeinflussen wird. Trotz diverser Informationsveranstaltungen für Schüler und Eltern bleibt dies doch eine komplexe Entscheidung, die nicht unüberlegt getroffen werden sollte.

Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es in Hamburg die sogenannte Profiloberstufe, die, anders als das vorherige Leistungskursprinzip, eine allgemeinere Bildung schaffen soll. Trotzdem weist aber gerade diese Form von Oberstufe einen höheren Grad an Einschränkung auf; feste Vorgaben, die Fächerwahl betreffend, sind zu beachten.

An der Gelehrtenschule des Johanneums gibt es vier zur Auswahl stehende Profile: das historische Profil, das altsprachliche Profil, das politische Profil und das naturwissenschaftliche Profil. Durch die altsprachlich-humanistische Prägung der Schule ist es im historischen und altsprachlichen sowie im politischen Profil Pflicht, eine Abiturprüfung in einer alten Sprache abzulegen; im naturwissenschaftlichen Profil müssen die Leistungen einer alten Sprache in den Notendurchschnitt des Abiturzeugnis mit einfließen. Bei zwei der Abiturprüfungen in der 12. Klasse muss man zwischen einer Prüfung in den Kernfächern Mathe, Deutsch und Englisch oder Latein wählen. Gleichzeitig müssen die vier konkreten Abiturprüfungen zusätzlich zu einer alten Sprache ein naturwissenschaftliches Fach und ein gesellschaftliches Fach sowie eine moderne Sprache abdecken. Aber es sind es ja auch nicht nur die Prüfungen, die den endgültigen Notendurchschnitt des Abiturs entstehen lassen, auch normale Klausuren und die mündliche Mitarbeit in den vier Oberstufensemestern zählen. Letztendlich stehen eben doch alle erworbenen Noten auf dem Abiturzeugnis, egal wie wichtig oder nicht sie zunächst zu sein scheinen.

Da diese Angaben die Wahl deutlich einschränken, ist für viele Schüler eine ideale Fächerkombination, die alle Wünsche berücksichtigt, nicht möglich. Aufgrund einer im Vergleich mit anderen Schulen geringeren Auswahl am Johanneum wurde oftmals auch schon Kritik geäußert. Zum Beispiel kann ich die drei Gesellschaftswissenschaften PGW, Geschichte und Geographie nicht alle als Unterrichtsfach in einem Profil haben. Allgemeinbildung ist wichtig, dennoch sollte auch auf unterschiedliche Begabungen und Interessen eingegangen werden. Man könnte argumentieren, dass man sich eine andere Schule mit anderem Schwerpunkt suchen sollte, wenn man an diesen Fächern interessiert ist. Aber viele fühlen sich dem „Lebensraum Johanneum“ sehr verbunden, weshalb eine solch rationale Entscheidung eben doch schwer zu treffen ist. Deshalb wurde von einer Projektgruppe inklusive Beteiligung der Schulleitung eine Umfrage zu Verbesserungsvorschlägen und Wünschen bezüglich der Profilwahl geleitet, wobei erste Ergebnisse im Mai ausgewertet und diskutiert werden. Vielleicht werden diese nicht in naher Zukunft umgesetzt werden können, aber es wird ein Grundstein für weitere Ausführungen der Profiloberstufe gelegt werden. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt! ... und erst einmal entspannt, unsere Wahl getroffen zu haben.